„Jeden zweiten Sonntag besuche ich meine Oma. Sie ist lieb und nett, lebt in einigen Dingen aber noch in der Vergangenheit. Letztes Mal saß sie auf ihrer Couch und stellte demonstrativ ihr Festnetztelefon neben mein Smartphone. Mit entschlossenem Blick murmelte sie „Früher, das waren noch richtige Telefone!“ Ich überlegte kurz – dann wusste ich, wie ich sie vom Gegenteil überzeugen würde.
Gedacht, getan – denn da die gute Dame eh nichts von dem ganzen neumodischen Schnickschnack, wie CD Spieler, Waschmaschine, Ceran-Kochfeldern oder Mikrowellen hielt, so war ihr Festnetztelefon immer noch eins mit nur einem einzigen Knopf. Die meisten werden sich kaum noch daran erinnern aber damals, in den guten alten Zeiten, hatten alle Telefone noch eine Wählscheibe, waren doppelt so groß wie das erste Mobiltelefon und wogen geschätzte 5kg. Dazu brauchten man eine 50m lange Schnur, die dem ein oder anderen, der Nächtens das WC aufzusuchen hatte, schon zum Verhängnis wurde.
Da Sie noch ein ebensolches Telefon mit Wählscheibe besaß, nahm ich kurzerhand Ihren Apparat und fragte Sie nach Ihrer Handtasche. Verwundert überreichte Sie mir das gute Stück. Ich nahm dieses entgegen und steckte das Ungetüm von Telefon in Ihre Tasche. Dann nahm ich gaaaanz demonstrativ mein Smartphone, und steckte es – in die Hosentasche. Nachdem wir dann gemeinsam versucht hatten bis ins Erdgeschoß zu kommen, dabei aber feststellten, dass erstens die Schnur zu kurz war und zweitens Fahrstühle für Festnetztelefone ungeeignet sind, holte ich mein Smartphone heraus, ging auf die BASE Seite, wählte ein Telefon ohne Wählscheibe, stattdessen aber mit EXTRA großen Tasten und buchte die Festnetzoption mit dazu.
Zwei Wochen Später saß ich wieder neben Oma. Das Loch in der Wand, wo vorher der Anschluss gewesen war, war zwar immer noch gut sichtbar, aber stolz erzählte Sie mir, Sie jetzt einen Freund hätte. Sie hatte Ihn kennengelernt als Sie mit Ihn Ihrer Kegelpartnerin telefonierend mit dem Einkaufswagen gerammt hatte und sofort den Notruf alarmierte, was, wie sich hinterher rausstellte etwas voreilig war. Denn das was wie Blut aussah, von der geplatzten Tomatensoße her herrührte. Wohlan ab sofort Festnetzerreichbarkeit immer und überall; auch für die, die noch von gestern sind, von neumodischem Schnickschnack nichts halten und trotzdem den Rededrang nicht bremsen wollen, zum Festnetzpreis – egal wo.“